Die Essenz des Tantra
Um falschen Vorstellungen und unbegründeten Vorurteilen entgegenzuwirken, möchte ich auf dieser Seite dazu beitragen, daß ein klareres Bild es ermöglicht, dieses für unsere Gesellschaft doch heikles Thema etwas unvoreingenommener zu sehen.
Tantra hat seinen Ursprung in Indien. Der Tantrismus ist eine spirituelle Richtung, bei der es um die innere und ganzheitliche Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit geht. Fälschlicherweise wird Tantra in der Öffentlichkeit meist nur mit erotischen Ritualen und akrobatischen Sexstellungen des Kamasutra in Verbindung gebracht. Aber Tantra ist ein ganzheitlicher spiritueller Lebensweg, der wohl auch die Sexualität als Bestandteil unseres Lebens mit einbezieht. Die sexuelle Energie ist auf körperlicher Ebene unsere stärkste innere Kraft und oft ist es gerade in der Sexualität, wo durch Kindheitserlebnisse oder falsche Dogmen innere Blockaden entstanden sind, die späterhin hinderlich sind für eine freie Lebensentfaltung.
Das Erleben von Sinnlichkeit und Lust wird in unserer Gesellschaft einerseits meist vom alltäglichen Leben abgespalten und andererseits
erleben wir eine starke Sexualisierung in den Medien und in der Werbung. Die Menschen haben den natürlichen Umgang mit der Sexualität verloren und suchen innerlich nach Befreiung. Durch die
elterliche Erziehung oder negative Erfahrungen werden zudem innere Bedürfnisse verdrängt oder es macht sich ein Mangel an Selbstvertrauen bemerkbar, auch in der Sexualität. Die Sexualität ist im
Leben unsere treibende Kraft und das sinnliche Erleben sollte in unserer Gesellschaft eigentlich genauso seinen Platz haben wie Essen und Trinken, Lachen und Weinen. Die Praxis des Tantra kann uns
dabei helfen, den Weg zu unserer Natürlichkeit zurückzufinden.
Im chinesischen Taoismus kennen wir das Zusammenspiel der beiden Gegensätze Yin und Yang, die sich beide ergänzen, um irgendwann wieder zur Einheit zu verschmelzen. Manche Praktiken der Taoisten sind ähnlich oder sogar identisch mit denen des indischen Tantra. In den indischen Religionen wird jeweils eine Gottheit für einen Teil des großen Göttlichen verehrt und beim Tantra wird somit die weibliche Kraft des Universums durch die Göttin Shakti und die männliche Kraft durch den Gott Shiva personifiziert, welche sich in der Vereinigung ergänzen. Beide Kräfte werden bei den Lebewesen jeweils im weiblichen und männlichen Geschlecht verehrt und verkörpern zusammen die Einheit des Universums.
Tief im Unterbewusstsein steckt in jedem Lebewesen der innere Drang, in unserer dualistischen Welt die beiden Energien wieder zur Einheit zu vereinigen. Dies findet dann auf körperlicher Ebene über die Sexualität seinen Ausdruck. Während das sexuelle Verhalten bei den Tieren ausschließlich über den Fortpflanzungstrieb gesteuert wird und unweigerlich zu einem Orgasmus führt, kann der Mensch Sex auch ausserhalb der Fortpflanzung lediglich als Spaß am erotischen Erleben genießen. Das unterscheidet uns sehr wohl von den Tieren, aber meist ist dieses Erleben verbunden mit vielen Erwartungen an den Partner und mit dem Ziel, einen Orgasmus zu bekommen. Dies nimmt uns aber einerseits wieder die Natürlichkeit und anderseits versäumen wir es, die sexuelle Energie spirituell zu nutzen.
Die Taoisten in China und die Tantriker in Indien wussten schon damals die sexuelle Energie mit gezielten Atemübungen zu kanalisieren und nach innen zurückzuführen, um sie für die spirituelle Weiterentwicklung zu nutzen, ob nun alleine, zu zweit, in der Gruppe oder bei einer tantrischen Massage. Besonders beim Mann geht beim Orgasmus viel Energie verloren. Bei der Frau geschieht das mehr während der Menstruation. Beim Tantra gibt es spezielle Übungen, einen Orgasmus auch ohne Ejakulation zu erleben und es soll sogar möglich sein, die Menstruation zu verhindern. Viele dieser Übungen sind sogar identisch mit denen des Taoismus.
Auf der geistigen Ebene ist die reine Liebe aus dem Herzen unsere stärkste Energie. Doch bevor ein gesundes Verhältnis zu anderen Menschen entstehen kann, muß man zuerst die Fähigkeit haben, sich selbst zu lieben, auf seelischer wie auf körperlicher Ebene. Verschiedene Übungen der Selbstliebe allein oder in der Gruppe können dabei helfen, hemmende Glaubenssätze und innere Blockaden zu lösen.
Irgendwann verspürt jeder das Bedürfnis nach erotischem Erleben auch mit einem anderen Menschen. Durch unsere anerzogenen Glaubenssätze führt das in einer Beziehung meist zu einem inneren Konflikt und wir wissen nicht, wie wir damit umgehen sollen. Wir verdrängen diese Gefühle dann, aber das geht eigentlich gegen unsere Natur. Verliebtheit bezieht sich in der Regel nur auf einen speziellen Menschen. Wahre Liebe kennt verschiedene Formen, kann sich aber nicht nur auf einen einzigen Menschen beschränken, denn sie ist allumfassend. Bei genügend Sympathie kann auch für andere Menschen Liebe empfunden werden und mit Zärtlichkeit und Erotik gelebt werden. Wir fühlen uns lediglich von einem ausgewählten Partner mehr angezogen und verbunden, mit dem wir unser Leben teilen und Nachwuchs zeugen möchten.
Wenn wir Liebe allerdings zu sehr besitzergreifend leben, führt dies in einer Beziehung wegen Eifersucht und Verlustängsten unweigerlich zu Problemen. Der Buddhismus lehrt, daß wir Leiden erleben, weil wir zu sehr besitzen wollen und nicht loslassen können. Ein Tantriker erlebt Liebe und Erotik ohne jegliche Erwartung oder Besitzanspruch. Schön ist es dann, wenn der Lebenspartner diese tantrische Einstellung teilen kann. In einer gesunden Beziehung kann der Weg des Tantra gelebt werden, ohne daß dies zu Problemen führt.
Durch tantrische Begegnungsübungen in der Gruppe kann man auf spielerische Art und Weise erfahren, daß man durchaus auch erotischen Kontakt mit Menschen haben kann, ohne unbedingt mit ihm sexuellen Verkehr haben zu müssen. Unter erfahrener Anleitung wird dabei sichergestellt, daß in Achtsamkeit die Grenzen und die Würde der Teilnehmer gewahrt bleiben.
Die Partner- und Gruppenübungen beim Tantra bieten somit die Möglichkeit, sich in einer ehrfürchtigen und achtsamen Gesinnung näher zu begegnen. Dazu gehört natürlich auch, daß die jeweiligen Grenzen des Einzelnen respektiert werden und alles in einem sicheren und geschützten Rahmen bleiben kann, so dass ein behutsames Öffnen möglich ist.
Solche Übungen erstrecken sich von einfachen Atemübungen über lebendige Rollenspiele, sinnliche Massagen, tiefgehende Gespräche, bis hin zu feierlichen Ritualen, alleine, zu zweit oder in der Gruppe. Jeder Teilnehmer entscheidet zu jedem Moment selbst, wie weit er sich öffnen und aus sich herausgehen möchte. Die Grenzen eines jeden werden stets gewahrt. Aber in dem geschützten Rahmen der Gruppe hat auch jeder die Möglichkeit, seine eigene Grenzen zu überwinden und zu erweitern, um innerlich freier zu werden und wieder ein Stück zu wachsen.
Ab einer Anzahl von 4 - 6 Teilnehmern (Paare und Singles) bin ich gerne bereit, solch einen Tag oder ein Wochenende der tantrischen Begegung zu gestalten. Dabei versichere ich, dass alles, was in dem Raum geschieht, nicht nach aussen getragen werden wird.
Mich persönlich haben die Idee und die Möglichkeit fasziniert, Sexualität und Spiritualität miteinander vereint zu sehen. In mehreren Seminaren habe ich wertvolle Erfahrungen gesammelt und schließlich eine Ausbildung in tantrischer Massage erhalten.
Über den Weg des Tantra habe ich dann auch meine Frau Michaela kennengelernt. Obwohl auch sie diesbezüglich ebenfalls eine Ausbildung hat, haben wir nie groß Werbung dafür gemacht, weil es auf einem Dorf vielleicht wegen Unverständnis für unser (ehemaliges) Institut Ananda Vita nicht förderlich gewesen wäre. Doch ich stehe nun dazu, egal was andere Menschen darüber denken mögen. Es gehört zu meinem Weg und den werde ich konsequent weitergehen.